Utopie und Idyll. Bildbruch – Beobachtungen an Metaphern 4
Simon Godart, Andreas Strasser (Eds.) – 2022
Das wechselseitige Verhältnis von Idylle und Utopie ist in den letzten Jahrzehnten aus dem Fokus vieler Auseinandersetzungen mit ihnen geraten. Vollends in der Postmoderne – oder was auch immer auf sie folgen mag – scheinen Idylle und Utopie als Darstellungen des verwirklichten Idealzustandes gelungener Befriedigung individueller und gesellschaftlicher Bedürfnisse wie der Versöhnung mit der Natur gerade aufgrund der Allgegenwart ihrer Form- und Motivelemente an sich entkräftet und halten sich doch nicht zuletzt als Pastiche am Leben. Mit der Inbrunst ihrer geschichtlichen Bestimmtheit gesprochen, können sich die Begriffe von Idylle und Utopie heute so wenig dem Vorwurf politischer Naivität entziehen, wie sie sich mit den Form- und Motivbeständen der Traditionen zu dem, was einmal Idee hieß, einheitlich entfalten lassen. Ihre bloß formale Betrachtung wiederum würde noch die eigene geschichtliche Bestimmtheit verkennen. Die gänzliche Entkopplung von Idylle und Utopie als ästhetische Formen von ihrem gesellschaftlichen Gehalt ginge ebenso fehl, wie das abstrakte Festhalten an dem, worin sich einmal die Einheit der in ihnen ausgedrückten wechselseitigen Bedingung von individuellem und gesellschaftlichem Glücksversprechen artikulierte. Von hier aus treten uns schließlich die Produkte der Vergangenheit mit ihrem uns fremden Bewusstsein des Möglichen gegenüber und provozieren unsere Faszination. Dieser Faszination gehen die Beiträge dieses Heftes nach; in begrifflicher und philosophischer Richtung, mit Fokus auf Werke der Antike, der Frühen Neuzeit und Vormoderne und schließlich mit Blick auf die Moderne seit 1800.
How to cite:
Simon Godart and Andreas Strasser, eds. Utopie und Idyll. Bildbruch – Beobachtungen an Metaphern 4 (2022). http://www.bildbruch.com/42022-utopie-und-idyll.html.