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Workshop | "Les Mondes de l'esclavage" - Kollektives Übersetzen eines Sammelbandes & Vorträge | Karen Nölle und Franziska Humphreys

Jan 25, 2023 - Jan 26, 2023

Organisiert von Esther von der Osten (Freie Universität Berlin), Franziska Humphreys (EHESS Paris, Goethe-Institut Brüssel) und Cornelia Ortlieb (Freie Universität Berlin/EXC 2020), Projekt "A Dialogue from Time to Time. Translation and Literary Multilingualism", Research Area 4: "Literary Currencies".

Mit den Übersetzer*innen Anouk Vollmer, Barbara Wiebking, Carolin Farbmacher, Christian Toepper, Claudia Kotte, Esther von der Osten, Felicitas Pfuhl, Floriana Muca, Franziska Baur, Franziska Humphreys, Gabriele Lechner, Hildegard Pauschert, Inga Frohn, Jennifer Dummer, Juliane Seifert, Kathrin Heydenreich, Kianush Ruf, Laura Haber, Madeleine Darius, Marie Lippert, Markus Sedlaczek, Osée N'tcha, Paulina Rübenstahl, Ruth Alvermann, Sima Reinisch, Theresa Benkert, Till Bardoux, Ulrike Träger.

Programm

Mittwoch, 25.01.2023

14:00 - 18:00 | Workshop

18:00 - 20:00 | Abendvortrag von Karen Nölle: Vom Vergnügen, Dualismen aufzulösen: Mann - Frau, Licht - Dunkel und mehr

Donnerstag, 26.01.2023

10:00 - 17:30 | Workshop

18:00 - 20:00 | Abendvortrag von Franziska Humphreys: "To not tell the story that must be told": Sprache, Gewalt und Teilhabe ausgehend von M. NourbeSe Philips Zong!


Workshop "Les Mondes de l'esclavage"

In einem kollektiven Übersetzungs-Projekt arbeiten erfahrenere Übersetzer*innen und Nachwuchsübersetzer*innen mit unterschiedlichen Wissens- und Erfahrungshorizonten (z.B. ein wissenschaftlicher Hintergrund, berufspraktische Erfahrung als Übersetzer*in, Erfahrungswissen oder wissenschaftliches Wissen mit Bezug zur Thematik des Bandes oder zu einzelnen Aspekten, Themenfeldern und Disziplinen, Wissen in Übersetzungsdidaktik, in Lektorat, Mentorat) zusammen an der Übersetzung eines wissenschaftlichen Sammelbandes ins Deutsche. Der Band wurde 2021 von Paulin Ismard unter dem Titel „Les Mondes de l’esclavage“ bei Seuil (Paris) herausgegeben und versammelt Texte zu verschiedenen Gebieten, Epochen und Aspekten einer „vergleichenden Geschichte von Versklavung“.

Es geht in dem Workshop darum, Wissen auszutauschen, sowohl übersetzungspraktisches und -theoretisches, als auch methodologisches, inhaltliches, usw., sowie darum, einander zu mentorieren, zu lektorieren oder bei wissenschaftlicher Recherche zu unterstützen. Die Teilnehmer*innen, die bereits länger an ihren Übersetzungen arbeiten, bringen ihre verschiedenen Horizonte ins Gespräch, erörtern exemplarische Fragen beispielsweise zu wiederkehrenden Begrifflichkeiten, zu historischen, kulturgeschichtlichen Konstellationen usw. und arbeiten teils im Plenum, teils in Kleingruppen, an konkreten Fragen der Übersetzung. Der Herausgeber des Bandes, Paulin Ismard, sowie der deutsche Verleger Edmund Jacoby werden am 26.01. (teils online) anwesend sein und auf Fragen antworten.

Zu dem Workshop kommen die an der Übersetzung Beteiligten zusammen. Interessierte sind willkommen, um Anmeldung wird jedoch gebeten unter mondes.uebersetzen@gmail.com.

Um der Arbeit im Workshop folgen zu können, sind Französischkenntnisse notwendig.


Abendvortrag von Karen Nölle: "Vom Vergnügen, Dualismen aufzulösen: Mann - Frau, Licht - Dunkel und mehr"

25. Januar, 18:00-20:00

Karen Nölle im Gespräch über ihre Neuübersetzung des Romans Die linke Hand der Dunkelheit von Ursula K. Le Guin. Moderation: Esther von der Osten

Die linke Hand der Dunkelheit, zuerst erschienen 1969, ist ein Klassiker der Fantastik, viel gelobt, weltweit übersetzt, von ungewöhnlicher Form und Denkungsart, ein liebevoll durchdachtes Gedankenexperiment zum Thema Vertrauen, Verrat, Freundschaft, Akzeptanz und Geschlecht.

Le Guins Roman spielt in einer unbestimmten Zukunft: Auf dem Planet Gethen im fernen Weltall herrscht ganzjährig Winter. Seine menschlichen Bewohner sind androgyn. Die Gesellschaft glaubt nicht an Fortschritt. Kriege sind unbekannt. Die kulturellen Konventionen einer Gesellschaft, in der alle Menschen gleichberechtigt sind, verwirren den terranischen Abgesandten Genly Ai zutiefst. Für ihn sind alle Menschen "er", solange sie sich nach seinem Verständnis von Männlichkeit verhalten.

Le Guin in ihrer Studie der Geschlechterwahrnehmung, in ihrem Spiel um Vorurteile und die Überwindung von Selbstverständlichkeiten im menschlichen Umgang möglichst genau zu folgen, war für die vielfach ausgezeichnete Übersetzerin Karen Nölle, derzeit August Wilhelm Schlegel-Gastprofessorin am Peter Szondi-Institut, FU Berlin, der große Reiz dieses Buches. Sie berichtet von ihren Entscheidungen und stellt einzelne Passagen vor.

Der Veranstaltungstermin ist zugleich der Erscheinungstag der Neuübersetzung von Die linke Hand der Dunkelheit bei Fischer TOR.

Eine Veranstaltung der Weltlesebühne e.V. in Kooperation mit Susanne Lettow und dem Margherita von Brentano-Zentrum, Freie Universität Berlin.


Abendvortrag von Franziska Humphreys: "'To not tell the story that must be told': Sprache, Gewalt und Teilhabe ausgehend von M. NourbeSe Philips Zong!"

26. Januar, 18:00-20:00

In ihrem Langgedicht Zong! unternimmt die Dichterin, Dramaturgin und Anwältin NourbeSe Philip den unmöglichen Versuch, in Sprache darzustellen, was sich der Sagbarkeit verweigert: das Massaker an 150 Sklaven, die an Bord des britischen Frachters Zong von Westafrika nach Jamaika verschleppt werden sollten. Der Mord an diesen Menschen wurde Gegenstand eines Versicherungsstreits, der vor Gericht ausgetragen wurde und nur deshalb überhaupt in Form eines zweiseitigen Sitzungsprotokolls im kollektiven Gedächtnis verankert blieb. Ausgehend von diesem Dokument, versucht Philip das Leben und qualvolle Sterben dieser Menschen aus der juristischen Sprache herauszubrechen, den ertränkten Menschen Stimmen, Worte und Atem zu geben und ihr Schicksal in einer vielstimmigen, mehrsprachigen, zugleich verstreuten und formal eng gebundenen Textgestalt zu bergen. In Referenz auf Toni Morissons Nobelpreisrede sowie Uljana Wolfs kurzem Kommentar zu ihrem Übersetzungsversuch von Zong! ins Deutsche soll ein erster beschreibender Versuch unternommen werden, den Zusammenhang von Sprache, Gewalt und transgenerationaler Weitergabe in Hinblick auf Philips kühnes poetisches Experiment nachzuvollziehen.

Organisiert in Kooperation mit dem Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Freie Universität Berlin.

Für die Abendvorträge braucht es keine Französischkenntnisse und keine Anmeldung.

Time & Location

Jan 25, 2023 - Jan 26, 2023

Freie Universität Berlin
Seminarzentrum
Raum L 115
Otto-von-Simson-Straße 26
14195 Berlin