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Folge IX – Nur die Gedanken und Haltung des Dichters übertragen? Ein Gespräch zwischen Sophie König und Tom Kuhn zur Übersetzung der Gedichte Bertolt Brechts

In Folge IX der Translation Talks sprechen Sophie König und Tom Kuhn anhand einer Auswahl an im Exil verfassten Brecht-Gedichten über konkrete Herausforderungen des Lyrikübersetzens. Nah an den Texten bleibend, führen sie an die Praxis des Übersetzens heran und zeigen Möglichkeiten auf, wie man mit der Unmöglichkeit des Übersetzens, wie es bereits Walter Benjamin theoretisch fasste, umgehen kann. Obwohl sich wohl jede Übersetzung mit dem Paradox der Unmöglichkeit konfrontiert sieht, ist dies für Lyrikübersetzungen von besonderer Bedeutung, spielt hier doch neben der Übertragung der Bedeutung des Textes vor allem die klangliche Dimension entlang von Rhythmik, Metrik und Reimstruktur eine zentrale Rolle. Man kann also „nicht nur die Oberfläche übersetzen“, sondern muss „beim Übersetzen manchmal die Augen zumachen, alles, was man als Wissenschaftler gelernt hat, vergessen und sich der blinden Praxis überlassen“. Auf der Suche nach der „Brecht-Stimme im Englischen“ haben für Tom Kuhn also nicht nur Archive, sondern auch Kaffeehäuser eine wichtige Rolle gespielt. Denn als kreative Arbeit, so zieht es sich durch das Gespräch, scheint die Praxis der (Lyrik)Übersetzung immer auch eine Frage der Haltung zu sein, die manchmal nicht nur von der Vertiefung in den Text, sondern auch davon lebt, „vom Blatt aufzuschauen und etwas von der Welt in sich aufzunehmen“.

Wir danken dem Suhrkamp Verlag sowie Tom Kuhn & David Constantine für die freundliche Genehmigung zum Abdruck der Texte.