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Folge V - "Dichtung und Denken. Die Übersetzung von Celans 'Todtnauberg' im Kontext der Heidegger-Kontroverse"

An die vierte Folge anschließend basiert auch dieser Translation talk auf den Mitschnitten der Gespräche, die innerhalb des digitalen Workshops Celan übersetzen geführt worden sind. Im Zentrum dieser Folge stehen die englischen und französischen Übersetzungen des Gedichts Todtnauberg, welches Paul Celan nach seinem Besuch beim Philosophen Martin Heidegger im Sommer 1967 verfasste. In Todtnaubergs klanglicher und metaphorischer Vielschichtigkeit, in der Hoffnung und Grauen so nah beieinanderliegen, lässt sich u.a. der Ausdruck des Wunsches eines jüdischen, im Exil lebenden Dichters erkennen, der Denker möge Stellung zu seiner Rolle im nationalsozialistischen Regime beziehen. In diesem Kontext sind die Übersetzungen des Gedichts also immer auch – mehr oder minder implizite – Stellungnahmen in der kontrovers geführten Debatte um Heideggers Position als Kollaborateur sowie Interpretationen seines Verhältnisses zu Celan.

Dieses Spannungsverhältnis illustrierend, übersetzen Friederike Günther und Philipp Jusim Todtnauberg in eine klangliche Form und schaffen ein Hörerlebnis, in dem – wie im Gedicht selbst – Schönes und Schreckliches nah beieinanderliegen, eine vermeintliche Naturidylle immer wieder mit dem Unheimlichen und Abgründigen vermischt, überblendet und konterkariert wird. Auf den Spuren Celans blickt das Autor:innenteam „unter die Dinge, durch die Dinge hindurch“ und was in diesem auditiven Dickicht nachklingt, ist nichts weniger als die Frage nach Fremdheit und Vertrautheit im Denken, Dichten und Übersetzen.

 

Mit Zitaten von: Martin Heidegger (O-Töne), Jadwiga Kita-Huber, Christine Ivanovic, Pierre Joris, Moshe Kahn, Yoko Tawada und Dirk Weissmann.

Sprecherin der französischen Gedichte: Vera Vogel

Übersetzungen der englischen Wortbeiträge: Friederike Günther

Titelbild: Digne Meller-Marcovick, 1966